„Wo immer es einen Mond gibt, gibt es auch Chinesen“, besagt eine chinesische Redensart – also auch in Österreich. Chinesinnen und Chinesen gelten als eine eher „stille“ Gruppe von MigrantInnen. Man hört nicht viel von ihnen, weil sie sich, wie überall auf der Welt, recht schnell an die Verhältnisse im Land anpassen. Sie haben einen sehr pragmatischen Zugang, klagen wenig, organisieren sich und ihr Leben selbst und finden, zumindest wenn sie das wollen, recht unkompliziert Anschluss an die bereits vorhandene Community. Sie „machen keine Probleme“, sondern lösen diese meist durch gegenseitige Unterstützung.

Die meisten chinesischen MigrantInnen in Österreich stammen aus der südöstlichen Provinz Zhejiang, bekannt als das „Land der Fische und des Reises“. Schon von daher ist es naheliegend, dass viele von ihnen in der Gastronomie tätig waren und sind: Hu Jinzhu arbeitete lang im Restaurant ihrer Schwester, ehe sie den großen Supermarkt an der Rechten Wienzeile, der als „China-Zentrum“ bekannt ist, übernahm. Shan Jiaqian ist der erfolgreiche Inhaber und Betreiber der fernöstlichen Fastfood-Kette „Mr. Lee“, und Xie Feiru besitzt ein Restaurant und ein Kino im niederösterreichischen Mistelbach. Sie gründete außerdem den Verband der chinesischen Frauen in Österreich.

Sie alle haben es hier zumindest wirtschaftlich „geschafft“ und wollen nicht zurück nach China, auch wenn die nach wie vor vorhandene Aufbruchsstimmung einen starken Reiz ausübt. Herr Wu hingegen, der ebenfalls lange in Österreich war, wagte diesen Schritt: Er hat in Chengdu ein Restaurant und Café eröffnet, das die einheimische Bevölkerung gekonnt mit den österreichischen Tourismus-Klischees anlockt.

Die Filmemacherin und Kamerafrau Judith Benedikt befragt sie in ihrem einfühlsamen Film „China Reverse“ über die Gründe ihrer Migration, ihre damaligen Hoffnungen und ihre Erwartungen. Dabei stellt sich heraus, dass Österreich für die wenigsten von ihnen das Traumziel war. Zum Teil war es Zufall, dass sie hier gelandet sind, zum Teil waren Verwandte von ihnen schon da, sodass es naheliegend war, hierher zu kommen. Mehr als 20 Jahre nach der Migration sind ihre Kinder nun schon erwachsen und dabei, ihren Weg zu machen, der sie womöglich wieder ganz woanders hinführen wird. So entsteht ein vielschichtiges Porträt einer tatkräftigen Generation, eine Erzählung über kulturellen Austausch und darüber, was es bedeutet, sich eine Heimat fern der Heimat zu schaffen.

Andreas Ungerböck
(Herausgeber von: ray FILMMAGAZIN)

'Ich habe am Ende des Monats die Kinder in mein Zimmer genommen ...und den Monatsumsatz zusammengezählt. Die Kinder spielten mit dem Geld. Viele haben nicht verstanden warum? Ich will meine Kinder einfach auf einem höheren Niveau haben.'

~ Yang Dongping